1 | Auf Seiten des (nachfragenden) Nutzers durchlaufen die |
2 | Daten das Aggregations- und schließlich das Access-Netz. |
3 | Erst auf dieser Ebene gewinnt die Unterscheidung zwischen |
4 | mobiler und standortgebundener Nutzung und damit zwischen |
5 | kabelloser oder kabelgebundener Anbindung des |
6 | Endnutzer-Rechners an Bedeutung. In beiden Fällen stellt |
7 | heute der Zugang des Endkunden zum Netz den größten |
8 | potentiellen Engpass dar. |
9 | |
10 | - Im Festnetz sind insbesondere parallele |
11 | Nutzungsgewohnheiten der Mehrheit der Nutzer Ursachen für |
12 | Engpässe zu bestimmten Zeiten. Diese treten – in |
13 | Abhängigkeit von der genutzten Anschlusstechnologie – |
14 | meistens im Aggregationsnetz auf. Auf Nachfrageseite bieten |
15 | die heute üblichen Flatrate-Abrechnungsmodelle keine |
16 | Anreize zu einer effizienten Nachfragesteuerung, die etwa |
17 | zeitunkritische Nutzungen auf nachfrageschwächere Zeiten |
18 | ausweichen ließe. |
19 | |
20 | Insofern kann Abhilfe zurzeit nur auf Angebotsseite durch |
21 | technische Aufrüstung |
22 | erreicht werden. Durch Schaffung neuer Übergabepunkte kann |
23 | der wachsenden Zahl konkurrierender Nutzer auf einer |
24 | Infrastruktur entgegengewirkt werden. Hinzu kommt, dass die |
25 | zugrundeliegenden Technologien stetig an Leistungsfähigkeit |
26 | gewinnen. Einen wesentlichen Fortschritt erlaubt hier die |
27 | Umstellung auf optische Infrastrukturen (Glasfaser) auch im |
28 | Anschlussbereich (Fttx). Hierdurch werden dedizierte |
29 | Leitungen für die einzelnen Nutzer im Access-Bereich zum |
30 | Standard werden, die keine Konkurrenz mit anderen Nutzern |
31 | mehr kennen. Daneben verringern effizientere |
32 | Verteil-Technologien wie z.B. Multicast das Auftreten |
33 | paralleler Datenströme, so dass diese zu einem möglichst |
34 | späten Zeitpunkt in individuelle Datenströme gespaltet |
35 | werden müssen. |
36 | |
37 | Zudem wird heute auch in diesem Bereich innerhalb der |
38 | Endkunden-Netze bereits priorisiert, indem für bestimmte |
39 | zeitkritische und besonders datenintensive Dienste wie |
40 | IP-TV, zum Teil auch VoIP-Anwendungen als Ersatz früherer |
41 | leitungsvermittelter Sprachtelefonie, Bandbreiten |
42 | reserviert und gegen konkurrierende Anwendungen geschützt |
43 | werden. |
44 | |
45 | - Im Mobilfunkbereich besteht hingegen notwendig eine |
46 | Konkurrenz aller Nutzer innerhalb einer Funkzelle um die |
47 | von ihr bereitgestellte Bandbreite. Auch wenn neue |
48 | Funktechnologien stetig wachsende Bandbreiten zur Verfügung |
49 | stellen, bleibt es bei der grundsätzlichen Rivalität |
50 | verschiedener Nutzungen („Shared medium“). Zudem kann im |
51 | Mobilfunknetz die Kundenverteilung aufgrund der |
52 | prinzipbedingten Mobilität der User nur sehr bedingt |
53 | vorhergesehen werden. Hierdurch kommt es unvermeidbar schon |
54 | heute zu örtlich und zeitlich sporadisch auftretenden |
55 | Kapazitätsengpässen. |
56 | |
57 | Für die Zukunft ist im Mobilfunk noch eine deutlich |
58 | stärkere Zunahme der Datenvolumina zu erwarten als im |
59 | Festnetzt. Dies hat verschiedene Gründe. |
60 | Die Zahl internetfähiger mobiler Endgeräte bzw. der Einsatz |
61 | von mobiler Datenkommunikation zur Nutzung des Internets |
62 | nimmt infolge der Verbreitung von Smartphones, Netbooks |
63 | oder Tablets massiv zu. Aufgrund dieser Situation ist es |
64 | schon heute nicht mehr ungewöhnlich, dass einzelne Nutzer |
65 | im privaten wie beruflichen Kontext über mehrere SIM-Karten |
66 | und verschiedene Endgeräte wechselnd mobile |
67 | Internetverbindungen nutzen. |
68 | Hinzu kommt eine starke Zunahme der Anwendungsvielfalt im |
69 | mobilen Sektor, wobei mit dem Aufkommen HD-fähiger |
70 | Endgeräte auch bandbreitenintensive Videoübertragungen |
71 | realisierbar sind. Mit dem kommenden Mobilfunkstandard LTE |
72 | wird diese Entwicklung weiter beflügelt werden, da sich die |
73 | Bandbreiten im mobilen Access-Netz den Bandbreiten im |
74 | DSL-Netz zumindest annähern werden. Je nach Entwicklung der |
75 | Tarifmodelle für den breitbandigen mobilen Internetzugang |
76 | ist unter diesen Rahmenbedingungen sogar für einen Teil der |
77 | Endkunden eine Substitution des leitungsbasierten Zugangs |
78 | durch mobilen Internetzugang denkbar. [Fußnote: Vgl. dazu |
79 | etwa: Nielsen, “Call My Cell: Wireless Substitution in the |
80 | United States,” September 2008.] Zusätzlich zur allgemein |
81 | stärkeren Verbreitung des mobilen Internets nimmt somit |
82 | auch der individuelle Bandbreitenbedarf der Nutzer zu. |
83 | Rysavy Research hat in einer Studie den Versuch |
84 | unternommen, den zu erwartenden Bandbreitenbedarf |
85 | modellhaft – ausgehend von den anzunehmenden |
86 | Nutzungsszenarien beim Endkunden – zu kalkulieren. Im |
87 | Ergebnis geht die Studie, bezogen auf den US-Markt, davon |
88 | aus, dass die heutige Spektrumsausstattung der |
89 | Mobilfunknetzbetreiber mittelfristig (3 – 5 Jahre) nicht in |
90 | der Lage sein könnte, den steigenden Bandbreitenbedarf |
91 | flächendeckend zu befriedigen. [Fußnote: Rysavy Research |
92 | ,Mobile Broadband Capacity Constraints And the Need for |
93 | Optimization, S. 15 ff.; |
94 | http://www.rysavy.com/Articles/2010_02_Rysavy_Mobile_Broadba |
95 | nd_Capacity_Constraints.pdf] |
96 | |
97 | - Ob und in welchem Umfang technische Weiterentwicklung und |
98 | die Erweiterung der angebotenen Infrastruktur mit den |
99 | rasant steigenden Datenmengen Schritt halten kann, wird |
100 | unterschiedlich beurteilt. |
101 | Im Mobilfunk stellt die Funkschnittstelle selbst die |
102 | maßgebliche Kapazitäts¬begrenzung dar. Mit einer |
103 | zunehmenden Anzahl aktiver Nutzer erhöht sich die |
104 | Wahrscheinlichkeit eines Kapazitätsengpasses. Ein |
105 | Mobilfunkbetreiber hat verschiedene Möglichkeiten, dieser |
106 | Situation zu begegnen, um seinen Kunden einen |
107 | zufriedenstellenden Netzzugang zur Verfügung zu stellen: |
108 | - Kapazitätsausbau der Funkschnittstelle, durch mehr |
109 | Spektrum oder effizientere Technologien; |
110 | - Verdichtung des Netzes, d.h. mehr Basisstationen |
111 | (Standorte) und Funkzellen; |
112 | - sowie Maßnahmen zum Verkehrsmanagement. |
113 | |
114 | In der Praxis wird ein Zusammenwirken aller drei Maßnahmen |
115 | notwendig sein. Denn der Kapazitätsausbau mittels einer |
116 | größeren Anzahl von Basisstationen bzw. Standorten ist |
117 | technisch und ökonomisch nur beschränkt möglich und stößt |
118 | zudem auf Akzeptanz-probleme in der Bevölkerung. Das heute |
119 | verfügbare Funkspektrum wird Berechnungen zufolge bei |
120 | anhaltender Nachfrage nach breitbandigem Mobilfunk im Laufe |
121 | der nächsten Jahre ausgeschöpft sein, weshalb aus Sicht der |
122 | Mobilfunknetzbetreiber die Identifizierung von zusätzlichem |
123 | Spektrum nötig ist, was – dies zeigt die Diskussion um die |
124 | Digitale Dividende - ein sehr zeitintensiver und politisch |
125 | schwieriger Prozess ist. Aufgrund der geschilderten |
126 | Ausgangssituation kann somit die Transportkapazität eines |
127 | Funknetzes bei gegebener Frequenzausstattung per se - und |
128 | insbesondere unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten - nicht |
129 | für beliebige Übertragungskapazitäten erweitert werden. |
130 | Daher besteht im mobilen Access-Netz bereits kurzfristig |
131 | die Notwendigkeit, die vorhandenen Transportkapazitäten |
132 | möglichst optimal einzusetzen. |
133 | |
134 | Es erscheint jedoch am wahrscheinlichsten, dass |
135 | Kapazitätsengpässe zumindest auch auf mittlere Sicht |
136 | insbesondere ein Phänomen im Rahmen mobiler Nutzung sein |
137 | werden. |
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1.01.03.03 Access- und Aggregationsnetz (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt -
1.01.03.03 Access- und Aggregationsnetz (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt1 Auf Seiten des (nachfragenden) Nutzers durchlaufen die Daten 2 das Aggregations- und schließlich 3 das Access-Netz. Erst auf dieser Ebene gewinnt die 4 Unterscheidung zwischen mobiler und 5 standortgebundener Nutzung und damit zwischen kabelloser 6 oder kabelgebundener 7 Anbindung des Endnutzer-Rechners an Bedeutung. In beiden 8 Fällen stellt heute der Zugang 9 des Endkunden zum Netz den größten potentiellen Engpass dar. 10 11 - Im Festnetz sind insbesondere parallele 12 Nutzungsgewohnheiten der Mehrheit der Nutzer Ursachen für 13 Engpässe zu bestimmten Zeiten. Diese treten – in 14 Abhängigkeit von der genutzten Anschlusstechnologie – 15 meistens im Aggregationsnetz auf. Auf Nachfrageseite bieten 16 die heute üblichen Flatrate-Abrechnungsmodelle keine Anreize 17 zu einer effizienten Nachfragesteuerung, die etwa 18 zeitunkritische Nutzungen auf nachfrageschwächere Zeiten 19 ausweichen ließe. 20 21 Insofern kann Abhilfe zurzeit nur auf Angebotsseite durch 22 technische Aufrüstung 23 erreicht werden. Durch Schaffung neuer Übergabepunkte kann 24 der wachsenden Zahl 25 konkurrierender Nutzer auf einer Infrastruktur 26 entgegengewirkt werden. Hinzu 27 kommt, dass die zugrundeliegenden Technologien stetig an 28 Leistungsfähigkeit 29 gewinnen. Einen wesentlichen Fortschritt erlaubt hier die 30 Umstellung auf optische 31 Infrastrukturen (Glasfaser) auch im Anschlussbereich (Fttx). 32 Hierdurch werden 33 dedizierte Leitungen für die einzelnen Nutzer im 34 Access-Bereich zum Standard 35 werden, die keine Konkurrenz mit anderen Nutzern mehr 36 kennen. Daneben 37 verringern effizientere Verteil-Technologien wie z.B. 38 Multicast das Auftreten 39 paralleler Datenströme, so dass diese zu einem möglichst 40 späten Zeitpunkt in 41 individuelle Datenströme gespaltet werden müssen. 42 43 Zudem wird heute auch in diesem Bereich innerhalb der 44 Endkunden-Netze bereits 45 priorisiert, indem für bestimmte zeitkritische und besonders 46 datenintensive Dienste 47 wie IP-TV, zum Teil auch VoIP-Anwendungen als Ersatz 48 früherer leitungsvermittelter 49 Sprachtelefonie, Bandbreiten reserviert und gegen 50 konkurrierende Anwendungen 51 geschützt werden. 52 53 - Im Mobilfunkbereich besteht hingegen notwendig eine 54 Konkurrenz aller Nutzer innerhalb einer Funkzelle um die von 55 ihr bereitgestellte Bandbreite. Auch wenn neue 56 Funktechnologien stetig wachsende Bandbreiten zur Verfügung 57 stellen, bleibt es bei der grundsätzlichen Rivalität 58 verschiedener Nutzungen („Shared medium“). Zudem kann im 59 Mobilfunknetz die Kundenverteilung aufgrund der 60 prinzipbedingten Mobilität der User nur sehr bedingt 61 vorhergesehen werden. Hierdurch kommt es unvermeidbar schon 62 heute zu örtlich und zeitlich sporadisch auftretenden 63 Kapazitätsengpässen. 64 65 Für die Zukunft ist im Mobilfunk noch eine deutlich stärkere 66 Zunahme der Datenvolumina zu erwarten als im Festnetzt. Dies 67 hat verschiedene Gründe. 68 Die Zahl internetfähiger mobiler Endgeräte bzw. der Einsatz 69 von mobiler Datenkommunikation zur Nutzung des Internets 70 nimmt infolge der Verbreitung von Smartphones, Netbooks oder 71 Tablets massiv zu. Aufgrund dieser Situation ist es schon 72 heute nicht mehr ungewöhnlich, dass einzelne Nutzer im 73 privaten wie beruflichen Kontext über mehrere SIM-Karten und 74 verschiedene Endgeräte wechselnd mobile Internetverbindungen 75 nutzen. 76 Hinzu kommt eine starke Zunahme der Anwendungsvielfalt im 77 mobilen Sektor, wobei mit dem Aufkommen HD-fähiger Endgeräte 78 auch bandbreitenintensive Videoübertragungen realisierbar 79 sind. Mit dem kommenden Mobilfunkstandard LTE wird diese 80 Entwicklung weiter beflügelt werden, da sich die Bandbreiten 81 im mobilen Access-Netz den Bandbreiten im DSL-Netz zumindest 82 annähern werden. Je nach Entwicklung der Tarifmodelle für 83 den breitbandigen mobilen Internetzugang ist unter diesen 84 Rahmenbedingungen sogar für einen Teil der Endkunden eine 85 Substitution des leitungsbasierten Zugangs durch mobilen 86 Internetzugang denkbar. [Fußnote: Vgl. dazu etwa: Nielsen, 87 “Call My Cell: Wireless Substitution in the United States,” 88 September 2008.] Zusätzlich zur allgemein stärkeren 89 Verbreitung des mobilen Internets nimmt somit auch der 90 individuelle Bandbreitenbedarf der Nutzer zu. 91 Rysavy Research hat in einer Studie den Versuch unternommen, 92 den zu erwartenden Bandbreitenbedarf modellhaft – ausgehend 93 von den anzunehmenden Nutzungsszenarien beim Endkunden – zu 94 kalkulieren. Im Ergebnis geht die Studie, bezogen auf den 95 US-Markt, davon aus, dass die heutige Spektrumsausstattung 96 der Mobilfunknetzbetreiber mittelfristig (3 – 5 Jahre) nicht 97 in der Lage sein könnte, den steigenden Bandbreitenbedarf 98 flächendeckend zu befriedigen. [Fußnote: Rysavy Research 99 ,Mobile Broadband Capacity Constraints And the Need for 100 Optimization, S. 15 ff.; 101 http://www.rysavy.com/Articles/2010_02_Rysavy_Mobile_Broadba 102 nd_Capacity_Constraints.pdf] 103 104 - Ob und in welchem Umfang technische Weiterentwicklung und 105 die Erweiterung der angebotenen Infrastruktur mit den rasant 106 steigenden Datenmengen Schritt halten kann, wird 107 unterschiedlich beurteilt. 108 Im Mobilfunk stellt die Funkschnittstelle selbst die 109 maßgebliche Kapazitäts¬begrenzung dar. Mit einer zunehmenden 110 Anzahl aktiver Nutzer erhöht sich die Wahrscheinlichkeit 111 eines Kapazitätsengpasses. Ein Mobilfunkbetreiber hat 112 verschiedene Möglichkeiten, dieser Situation zu begegnen, um 113 seinen Kunden einen zufriedenstellenden Netzzugang zur 114 Verfügung zu stellen: 115 - Kapazitätsausbau der Funkschnittstelle, durch mehr 116 Spektrum oder effizientere Technologien; 117 - Verdichtung des Netzes, d.h. mehr Basisstationen 118 (Standorte) und Funkzellen; 119 - sowie Maßnahmen zum Verkehrsmanagement. 120 121 In der Praxis wird ein Zusammenwirken aller drei Maßnahmen 122 notwendig sein. Denn der Kapazitätsausbau mittels einer 123 größeren Anzahl von Basisstationen bzw. Standorten ist 124 technisch und ökonomisch nur beschränkt möglich und stößt 125 zudem auf Akzeptanz-probleme in der Bevölkerung. Das heute 126 verfügbare Funkspektrum wird Berechnungen zufolge bei 127 anhaltender Nachfrage nach breitbandigem Mobilfunk im Laufe 128 der nächsten Jahre ausgeschöpft sein, weshalb aus Sicht der 129 Mobilfunknetzbetreiber die Identifizierung von zusätzlichem 130 Spektrum nötig ist, was – dies zeigt die Diskussion um die 131 Digitale Dividende - ein sehr zeitintensiver und politisch 132 schwieriger Prozess ist. Aufgrund der geschilderten 133 Ausgangssituation kann somit die Transportkapazität eines 134 Funknetzes bei gegebener Frequenzausstattung per se - und 135 insbesondere unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten - nicht 136 für beliebige Übertragungskapazitäten erweitert werden. 137 Daher besteht im mobilen Access-Netz bereits kurzfristig die 138 Notwendigkeit, die vorhandenen Transportkapazitäten 139 möglichst optimal einzusetzen. 140 141 Es erscheint jedoch am wahrscheinlichsten, dass 142 Kapazitätsengpässe zumindest auch 143 auf mittlere Sicht insbesondere ein Phänomen im Rahmen 144 mobiler Nutzung sein 145 werden.